Erwartungen
Quell vieler Konflikte ist Unausgesprochenes oder sogar Unbewusstes. Viele Menschen haben weder gelernt, sich selbst über ihre Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen klar zu werden, noch, offen über sie zu sprechen. Stattdessen neigen sie dazu, sie nach außen, beispielsweise auf den Partner zu richten – oft in Form von Aggression oder im Ton der Anklage. Psychologen sprechen von „Externalisieren“, d.h. die eigenen Bedürfnisse treten meist in einer grimmigen Gestalt zutage: als Vorwurf.
Wir können vier Typen von Erwartungen unterscheiden:
Ausgesproche Erwartungen
Wenn beide Partner in der Lage sind, ihre Bedürfnisse zu spüren und ihre Erwartungen an den anderen zu formulieren – prima! Natürlich gibt es nun die Varianten, dass eine Erwartung erfüllt werden kann und andere vielleicht unerfüllt bleiben. Aber immerhin! Die Partner sind im Dialog.
Unausgesprochene Erwartungen
Diese Erwartungen sind dem jeweiligen Partner vielleicht bewusst, hatte aber bisher keine Gelegenheit sie anzusprechen. Reflektieren Sie: Welche Chance hat Ihr Partner, Ihren Erwartungen gerecht zu werden, wenn er sie doch nicht kennt? Manchmal braucht es Mut, manchmal zuvor auch erst einmal Klarheit, Dinge für sich selbst auf den Punkt zu bringen: Was will ich eigentlich? Welches Bedürfnis ist aktuell unbefriedigt? Wo fühle ich mich nicht gesehen und was erwarte ich genau von meinem Partner?
Uneingestandene Erwartungen
Hierbei handelt es sich um eine Untergruppe der nicht ausgesprochenen Erwartung. Es sind Wünsche, die Sie zwar hegen, aber nicht äußern – sei es aus Scham, Unsicherheit oder der Hoffnung, dass der andere sie von selbst erkennt. Manchmal verdrängen wir solche Erwartungen sogar, weil sie uns peinlich sind. Dennoch tragen wir sie in uns und sehnen uns danach, dass sie erfüllt werden. Auch hier ermutige ich die Partner im Rahmen einer Paarberatung, in sich zu gehen, in sich hineinzuhorchen: Was genau will ich? Und warum? Mut in der Kommunikation schafft Nähe. Zeigen Sie sich, wie Sie sind und was in Ihnen vorgeht. Vielleicht langsam, vielleicht vorsichtig, aber oft bringt dieser Mut etwas in Gang. Wie bei einem Mobilee: Sie tippen ein Element an und das ganze System gerät in Bewegung. Und genau diese Bewegung ist es, die eine Partnerschaft braucht.
Unbewusste Erwartungen
Auch dies ist eine Untergruppe der nicht ausgesprochenen Erwartungen. Diese entstehen oft aus Erziehung, früheren Erfahrungen oder Rollenbildern. Wir äußern sie nicht, weil wir uns ihrer nicht bewusst sind und sie auch nie hinterfragt haben. Nun ist es zugegebenermaßen schweirig, über etwas Unbedwusstes zu reflektieren. Eine erfahrene Paartherapeutin oder eine erfahrener Paartherapeut kann Ihnen helfen, solche unbewusste Muster zu identifzieren.
Fazit
Ein wichtiger Faktor erfolgreicher Paartherapie ist es, die Erwartungen der Partner aneinander sichtbar zu machen. In einem ersten Schritt ist es gut, sich des Themas allgmeine bewusst zu werden und dann zu differenzieren, um welche der o.g. Erwartungstyp es sich eigentlich bei den jeweiligen Erwartungen handelt. Die Partner lernen neue offenere Kommunikationsformen kennen, aus denen eine größere Nähe entsteht.