Was macht eine gute Beziehung aus?

Wenn Paare zu mir kommen ist die Selbstdiagnose oft einfach „Unsere Beziehung ist nicht mehr gut“. Doch was macht denn eine Beziehung überhaupt aus? Was kann ich realistisch von meiner Partnerin bzw. meinem Partner erwarten? Und vielleicht genauso wichtig: Bin ich gerade überhaupt in der Lage, eine Beziehung zu führen? Bin ich mein bestes Selbst? Und selbst wenn alle Grundlagen erfüllt sind: Wie gestalten wir als Paar unsere Partnerschaft, so dass sie lange hält? Diesen Fragen will ich in diesem Beitrag auf den Grund gehen.

 

Inhaltsverzeichnis:

 

Grundlagen-Check

Eine gute Beziehung ist nach meiner Erfahrung dann möglich, wenn beide Partner stabil im Leben stehen. Kleinere und temporäre Niederschläge, Unzufriedenheiten, Krankheiten etc. sind gut auszuhalten (von einem selbst, aber auch vom Partner). Doch wenn schon im eigenen Wirkungskreis einiges im Argen liegt, dann ist nicht zu vermeiden, dass dies mit in die Beziehung getragen wird. Im Rahmen der Paarberatung decken wir diese Punkte auf. Damit soll nicht die Verantwortung auf einen der Partner geschoben werden. Wir wollen nur den Grundstein festigen, auf dem die Beziehung aufbaut.

 

Grundbedürfnisse im Blick haben

Die Literatur ist sich einig:  Für uns Menschen gibt 4 psychologische Grundbedürfnisse:

  • Bindung (Zugehörigkeit, Teilhabe, Integration)
  • Selbstbestimmtheit (Kontrolle über den eigenen Lebensentwurf, Orientierung, intellektuelle Auslastung)
  • Selbstwerterhöhung
  • Lustgewinn (nicht nur die erotische Lust, sondern schlicht alles, was uns Genuss bereitet)

Dazu können wir uns jedes Bedürfnis als Akku vorstellen: Was tut mein Partner bzw. meine Partnerin, um den Akku zu laden? Was tut er oder sie, um ihn zu entladen? Neben dem Partner gibt es noch den „Rest der Welt“, also die Herkunftsfamilie, Freunde, ArbeitskollegInnen etc. Auch dieser Personenkreis ist daran beteiligt, den jeweiligen Bedürfnis-Akku zu laden oder zu entladen. Im Rahmen der Paarberatung können wir die vier Bereich durchleuchten und den kritischen Punkte auf die Spur kommen.

 

Pendeln zwischen Autonomie und Bindung

Es ist offensichtlich, dass das Bedürfnis nach Bindung des einen Partners u.U. dem Bedürfnis nach Autonomie gegenüber steht. Doch das ist kein Widerspruch, denn es gibt bei dieser Betrachtung noch die Dimension der Zeit: Wann genau hat einer der Partner denn das Bedürfnis nach Bindung? Ist dies immer gleich ausgeprägt? Ist er oder sie vielleicht gerade jetzt bedüftig und braucht Zuspruch? Kann und will ich es als Partner leisten, ihm dieses Bedürfnis zu erfüllen? Stabile Partnerschaften zeichnen sich dadurch aus, dass die Partner weder zu einer Person verschmelzen, noch in einer übertriebenen Selbstbezogenheit und Selbstbestimmheit aneinander vorbeileben. Das Paar vollzieht mehr eine Pendelbewegung zwischen diesen beiden Extremen. Wenn Ihr Partner gerade mehr Zuspruch, Anteilnahme und Aufmerksamkeit braucht, dann ist dies genauso in Ordnung, wie wenn er zwei Wochen später etwas mehr Freiraum benötigt. Ähnlich wie für Ihren Körper gilt auch in der Partnerschaft: Bleiben Sie flexibel und beweglich.

 

Differenzierung

Zum vorgenannten Abschnitt passt der Begriff der „Differenzierung“ ganz gut. Hier geht es darum, dass die Partner lernen, ihre Unterschiedlichkeit anzuerkennen, d.h. also sowohl emotional verbunden zu bleiben als auch die eigenen individuellen Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen und ausleben zu können. Im Rahmen der Paartherapie lernt das Paar Methoden, diese Fähigkeit zu stärken.

 

Die Währungen Ihrer Partnerschaft

Dies wird auch etwas pathetisch als „Die Sprache der Liebe“ bezeichnet: Woran erkennen Sie, ob Ihr Partner Sie liebt? Die einen würden sagen „Wenn wir viel Zeit miteinander verbringen“, die anderen „Wenn ich kleine Aufmerksamkeiten bekomme“. Es gibt fünf „Währungen“, die der Psychologe Gary Chapman geprägt hat:

  • Lob & Anerkennung
    Partner, die – aus welchen Gründen auch immer – das wiederkehrende Bedürfnis nach Anerkennung haben, fühlen sich dann besonders geliebt, wenn der Partner eine aus dessen Sicht vielleicht selbstverständliche Tätigkeit, eine Charaktereigenschaft oder eine Leistung würdigt. Von einem überraschenden, bisher nicht ausgesprochenen Kompliment können diese Menschen oft eine lange Zeit zehren.
  • Zweisamkeit – Zeit nur für dich
    Es gibt Menschen, denen materielle Signale nicht so viel bedeuten, wie Zweisamkeit. Sie fühlen sich am meisten geliebt, wenn man ihnen die volle Aufmerksamkeit schenkt und Zeit miteinander verbringt.
  • Geschenke, die von Herzen kommen
    Für manche Menschen ist es das höchste der Gefühle, von einem geliebten Menschen mit einem Geschenk überrascht zu werden – und das auch außerhalb von Geburtstagen und Weihnachten. Der Preis des Geschenks spielt keine Rolle, wichtig ist die Idee dahinter. Das können auch über den Tag geäußerte Aufmerksamkeiten sein, wie beispielsweise Nachrichten über einen Messenger, kleine Liebesbriefe o.ä.
  • Hilfsbereitschaft
    Menschen, die die das Bedürfnis nach Hilfsbereitschaft haben, halten es für das größte Zeichen der Liebe, wenn jemand ungefragt Hilfe anbietet oder unerledigte Aufgaben erledigt.
  • Zärtlichkeit & Intimität
    Für einige Menschen ist eine Liebkosung, eine lange Umarmung oder ein leidenschaftlicher Kuss das, was die Liebe ausmacht. Für diesen Partnertyp erfordert eine glückliche Beziehung regelmäßigen und intensiven Körperkontakt.

10 Tipps für eine gute Beziehung

  1. Bevor Sie an Ihrer Beziehung oder Ihrem Partner/Ihrer Partnerin zweifeln, fragen Sie sich kurz: Bin ich gerade mein bestes Selbst? Wäre ich gerade gerne mit mir selbst befreundet?
  2. Stellen Sie Ihre aktuelle Situation auf den Prüftstand: Was zerrt an mir und raubt mir – vor allem außerhalb meiner Beziehung – Kraft? Wie kann ich auftanken?
  3. Wo stehe ich gerade zwischen den Polen „Autonomie“ und „Bindung“: Habe ich das Bedürfnis nach mehr Zeit für mich, Selbstbestimmtheit und Selbstwirksamkeit oder nach mehr Zweisamkeit und Zeit mit meinem Partner?
  4. Behalten Sie Ihre psychischen Grundbedürfnisse im Blick: Sind alle vier Akkus geladen oder werden sie entladen? Welchen Anteil hat Ihr Partner daran, welchen Anteil hat Ihr Umfeld? Lässt sich ein Akku anderweitig aufladen?
  5. Machen Sie sich immer wieder klar: Ziel einer guten Beziehung ist es nicht, mit Ihrem Partner zu verschmelzen! Ziel ist eine gesunde Differenzierung. Um diese herzustellen ist es gut, den anderen immer wieder einzuladen, sich zu zeigen, wie er ist. In der Paartherapie lernen Sie dazu entsprechende Methoden, die Sie leicht im Alltag anwenden können.
  6. Machen Sie sich klar, was Ihnen in Ihrer Partnerschaft wichtig ist. Ist es eher „Qualitytime“ zu Zweit? Kleine Aufmerksamkeiten?
  7. Beobachten Sie Ihren Partner bzw. Ihre Partnerin: Was ist ihr bzw. ihm wichtig? Wenn Ihnen das noch nicht klar geworden ist: Fragen Sie nach!
  8. Sollten Sie feststellen, dass Sie einfach zu wenig Paar-Zeit haben, überlegen Sie gemeinsam, ob Sie sich mit Geld Freiräume erkaufen können (Haushaltshilfe, Kinderbetreuung,…).
  9. Menschen allen Alters erkennen manchmal: Ich schleppe ein Thema aus der Vergangenheit mit mir herum (eine nicht verarbeitete Beziehung, Glaubenssätze aus Kindheit oder Jugend,..). Überlegen Sie, ob Sie sich nicht durch eine Psychotherapie weiter entwickeln wollen.
  10. Bei allem, was Sie tun, kommen Sie sich selbst auf die Schliche: Steckt hinter einem Wunsch Selbstfürsorge oder Egoismus? Tappen Sie nicht in die „Ich mach jetzt mein Ding“-Falle sondern sorgen Sie für sich und bitten Sie Ihren Partner um Unterstützung.

Zusammenfassung: Das macht eine gute Beziehung aus

Beziehungsarbeit erfordert Kooperation. Kooperation erfordert Vertrauen. Vertrauen entsteht durch Kommunikation. Und Kommunizieren kann ich nur das, was mir selbst klar ist. Folglich fängt eine gute Beziehung mit Ihnen selbst an. Machen Sie sich auf den Weg. Wenn Sie Ihre Beziehung verbessern und zu einer Paarberatung im Raum Hamburg kommen wollen, dann sind Sie herzlich zu mir eingeladen – als erfahrener Paarberater gebe ich Ihnen die Hilfsmittel und Werkzeuge an die Hand, die Sie leicht im Alltag einsetzen können. Nehmen Sie gerne direkt Kontakt mit mir auf.